El Niño #02 übers Überleben im (Anti-)Kapitalismus
Ist schon interessant wieviel wir als Kollektiv über Geld reden. Preise, Kosten, Puffer, Budgets, Mieten, Sepa, GuV, EÜR, ZM, UVA, AfA, Inflation, Investition, Konto, Skonto, Saldi, Soldi, Zasta, Basta.
Eigentlich wollten wir nur gleichberechtigte Fahrradmenschen sein: gegen Autos, Faschismus, Diskriminierung und Ausbeutung. Doch die Realitäten des Aufbaus einer Kooperative kamen auf uns eingeprasselt wie so ein hübscher Berliner Sommerregen der ratzfatz die Charlottenburger Unterführungen füllt.
Wir würden ja gerne ohne Kapitalismus auskommen, leben wie auf LeGuins Planet der Habenichtse, jeder bringt sein Teil bei, alle haben was nötig ist. Die Geschichte im Buch nimmt dann eine etwas andere Richtung, aber bei uns ist ja eh ohne Moos nix los.
Giffey hätte in der Hand gehabt, es der nicht ganz so reichen Mehrheit etwas leichter zu machen, nicht dauerhaft mehr als die Hälfte der erschufteten Kohle allein fürs Dach überm Kopf raus- und in die Taschen wohngeldsubventionierter VermieterInnen reinzuwerfen.
Doch nein, wir wollen uns orientieren an den sozial gescheiterten Städten wie Paris, wo Gutverdienende selbst als Paar keine komfortabel große Wohnung bezahlen können. Weitsicht nein danke, denn wer vermietet hat anderen eine Grube gegraben ohne selbst hineinfallen zu können. Und das System ist doch geil ausgedacht: Normalverdienende bekommen Wohngeld vom Staat, damit Sie den von den VermieterInnen frei bestimmten Mietpreis zu zahlen imstande sind. DW enteignen im konzeptuellen Antipol.
Doch ich schweife ab. Fakt ist, auch im linken Kollektiv reden wir die ganze Zeit über Geld, weil wir dazu gezwungen sind uns ständig damit zu beschäftigen. Kund*innen finden toll was wir tun, aber nicht den Preis den es hat. Wir leisten mehr, weil wir aus eigener Pionierkraft Autos ersetzen, aber für die Mehrleistung auch mehr zu verlangen ist dann doch wieder zuviel. Und doch, um noch teurer zu werden damit wir uns selbst komfortabel und risikogerecht bezahlen können, fehlt uns der Mut. Wenn du das Kartenhaus selbst aufgebaut hast, spürst du jeden Wind anders.
Im Ruhrgebiet, wo ich herkomme, hält man es pragmatisch: "hömma, wat willze machen, et is wie et is, machse nix".
Der Berliner Fahrradkurier „El Niño 02“ ist Teil des arbeiter*innengeführten Fahrradkollektivs Crow, das sich zum Ziel gesetzt hat, Autos durch Fahrräder zu ersetzen. Und zwar durch Lastenradtransporte und Fahrradreparaturen, für eine bessere Lebensqualität für alle und ohne Chefs.
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