Eine Cargobiketour von La Luz #31
„Keine Sorge, wenn es etwas gibt, was ich wirklich kann, dann ist es Fahrrad fahren“, sage ich meinen Eltern. Ich glaube nicht wirklich dass ich das schaffe.
Ich mache das Fahrrad fertig: Dichtungsbeutel für den Regen, Zelt, Isomatte, Schlafsack. Bequeme Kleidung fürs Campen, Fahrradklamotten. Kochutensilien und Wasserflaschen. Kaffee, Porridge, Erdnussbutter, Bananen und viele Nüsse. Brühe, tonnenweise Nudeln, Kichererbsen und Linsen.
Los gehts. Heiße und trockene Tage, kalte und feuchte Nächte. Unerbittliche katalanische Berge und niedliche mittelalterliche Städte. Montserrat, Pantà de Sau, Alta Garrotxa. Rehe, Schlangen und Wildschweine. Kaum befahrbare Pfade, beeindruckende Aussichten, weite Berge und die besten Abfahrten meines Lebens. Seltsamer Grenzübergang, Spanien fließt in Frankreich und umgekehrt. Billiger Tabak und Schnaps. Perpignan, lange Hügel, noch schlimmere Trails, Weinberge. Es regnet zum ersten Mal und sehr viel. Flüsse in den Straßen, alles ist nass. Neunter Tag. Trockenpause in Béziers zur Routenplanung: bei diesem Tempo brauche ich einen Monat bis Berlin.
Cevennen, Ardèche, Valence. Flache Schotterpisten an der Rhône bis Lyon. Nebel setzt ein, kalte und feuchte Tage, viel kältere und feuchtere Nächte. Perfektes Timing, die Handschuhe zu verlieren. Noch etwa 1300km. Besançon, Mulhouse, sagen die Karten. Ich hätte irgendwo sein können, der Nebel reißt nicht ab. Tagelanger Regen und alles ist wieder nass. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.
Wieder Rehe, Adler, ein paar Füchse, Eulen und ein einsamer Biber. Lager aufschlagen, aufwärmen, Tee trinken. Ich dehne mich, sende Nachrichten, koche Abendessen, schlafe ein. Wieder Schotter. Ein paar Stunden Sonnenlicht bei Straßburg, viele Menschen am Fluss. Jetzt glaube ich, dass ich das schaffen kann. Karlsruhe, Würzburg. Nach Sonnenuntergang ein heftiger Autounfall direkt hinter mir. Nicht mehr nachts Straße fahren.
Erfurt, Halle, Potsdam. Ich schaffe es wirklich! 9 volle Tage Regen und Nebel, was bedeutet “trocken”? Von Potsdam bis Neukölln fühlt es sich an, als käme ich von einem Arbeitstag zurück. Wildes Zelten in Wäldern und Feldern, zwei Campings, ein Zimmer für dringend benötigte Duschen. 2147km und 19 Tage. Von 25ºC bis 5ºC. Von Zuhause nach Hause. Von Barcelona nach Berlin.
Fahrradkurier "La Luz #31" gehört zum Kurierdienst CROW, welcher Autos durch Lastenräder ersetzt und damit auch zur Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt beiträgt. Der nachhaltige Kurierservice fördert zudem eine kooperative Arbeitsweise. Infos unter crowberlin.de
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